Aquakultur in Zahlen

Die Aquakultur stellte in den vergangenen Jahrzehnten den am schnellsten wachsenden Zweig der Ernährungswirtschaft dar. Bild: Pixabay

Auf einen Blick: Aquakultur in Zahlen

Vielerorts hat die Aquakultur eine lange Tradition und die Wurzeln reichen mehrere Hundert bis Tausende Jahre zurück. Im Vergleich zur Fangfischerei spielte die Aquakultur bei der weltweiten Versorgung mit Fischen, Meeresfrüchten und anderen Wasserorganismen jedoch lange eine untergeordnete Rolle. Auf Grund stagnierender Fangerträge (sog. Anlandungen) aus der Fischerei, der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der steigenden Produktnachfrage erlebt die Branche seit den 1980er Jahren einen rasanten Anstieg. Die Aquakultur stellte in den vergangenen Jahrzehnten den am schnellsten wachsenden Zweig der Ernährungswirtschaft dar und 2020 wurden weltweit bereits über 122,6 Mio. t Fische (ca. 57,5 Mio. t), Weichtiere (ca. 18 Mio. t), Krebstiere (ca. 11 Mio. t), Algen (ca. 35 Mio. t) und weitere Wasserorganismen in Aquakulturen produziert (FAO, 2022).

In diesem Artikel finden Sie die wichtigsten Kennzahlen der weltweiten Aquakulturproduktion. Diese Angaben basieren zu einem großen Teil auf dem Report zum Status der globalen Fischerei und Aquakultur (engl. The State of World Fisheries and Aquaculture, SOFIA) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (engl. Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO). Der aktuelle SOFIA-Report (2022) bezieht sich auf die Produktionszahlen im Jahr 2020.

Zum Videobeitrag Aquakultur in Deutschland auf Aquakulturinfo.

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Weltweite Produktion

Die weltweite Produktion von Fischen, Weichtieren (z. B. Muscheln), Krebstieren und weiteren aquatischen Organismen (ohne Pflanzen oder Algen, Reptilien, aquatische Säugetiere etc.) lag im Jahr 2020 bei 178 Mio. t (Anlandungen der Fischerei und Aquakulturen zusammen). Aus Aquakulturen stammten mit insgesamt 87,5 Mio. t 49 % dieser Gesamtmenge. Ohne Berücksichtigung der Produktion für andere Zwecke als die menschliche Ernährung (z. B. die Produktion von Fischmehl- und -öl von ca. 16 Mio. t; insg. 20 Mio. t) lag der Anteil der Aquakulturen bei über 50 %.

Zu diesen 87,5 Mio. t Fischen und anderen Meeresfrüchten aus Aquakulturen kamen 35,1 Mio. t aquatische Pflanzen und Algen (mehrheitlich Tange und Seegräser, weniger Mikroalgen) sowie weitere Produkte, welche nicht für die menschliche Ernährung vorgesehen waren (z. B. für Kosmetikprodukte, Perlen). Mit 57,5 Mio. t stellen Fische die wichtigste Tiergruppe in der Aquakultur dar, gefolgt von Weichtieren (17,7 Mio. t), Krebstieren (11,2 Mio. t) und anderen wasserlebenden Tieren (ca. 1,06 Mio. t).

Mit 62,2 % fand der überwiegende Teil der Erzeugung in Aquakulturen im Inland statt (nur Fische und Meeresfrüchte). Hier wurde der Großteil der Fische (49,1 Mio. t) produziert. In Marikultur, also der Aquakultur in Meeres- und Küstengewässern, dominierten Weichtiere mit 17,5 Mio. t und Algen mit ca. 35 Mio. t. Während im Jahr 2000 noch knapp 44 % der Aquakulturprodukte aus extensiven Systemen (ohne Fütterung) stammte, waren es 2020 nur noch 27,8 %.

Der Großteil der globalen Aquakultur findet in Asien statt (über 91 %). China war auch 2020 weltweit mit Abstand der größte Erzeuger von Fischen und Meeresfrüchten (fast 57 % der globalen Fische und Meeresfrüchte und fast 60% der Algen aus Aquakultur). In China wird also mehr erzeugt als in der restlichen Welt zusammengenommen. Weitere wichtige Produktionsländer sind Indien, Indonesien, Vietnam, Bangladesch, Ägypten und Norwegen.

In der Europäischen Union (EU) folgt die Produktion von Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen nicht bzw. nur langsam dem globalen Trend. Im Jahr 2015 stammten nur knapp 20 % (insg. 1,26 Mio. t) der Erzeugnisse aus Aquakulturen (Eurostat). Spanien (23,3 %), das Vereinigte Königreich (16,8 %) und Frankreich (13,0 %) stellten zusammen über die Hälfte des Produktionsvolumens der EU. Die EU zusammengenommen hatte 2015 ca. 1,2 % Anteil an der weltweiten Aquakultur. Im Jahr 2020 wurden in den 27 Mitgliedsstaaten der EU etwas über 1 Mio. t in Aquakulturen erzeugt. Im internationalen und auch innereuropäischen Vergleich ist die Aquakultur in Deutschland eher unbedeutend. Erfahren Sie mehr zur Aquakultur in Deutschland im Informationsfilm auf Aquakulturinfo.

Produktion in Aquakultur und Fischerei

Arten

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 652 „Arten-Meldungen“ (engl. species items) gelistet, welche weltweit jemals in Aquakulturen bewirtschaftet wurden. Ein solches species item bezieht sich auf eine einzelne Art, eine Artengruppe (wenn die Identifikation einer einzelnen Art nicht möglich ist) oder einen Hybriden.

Trotz dieser großen Diversität wird die Aquakultur von nur einer kleinen Anzahl Arten bzw. Artengruppen dominiert. In der Aquakultur im Süßwasser trugen 2020 nur 24 Arten(-gruppen) zu knapp 79% der globalen Produktion bei. Die folgenden Süßwasserfischarten haben jeweils einen Anteil von über 5 % an der weltweiten Erzeugung: Graskarpfen (Ctenopharyngodon idellus) 11,8 %, Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix) 10 %, Tilapia (Oreochromis niloticus) 9 %, Gemeiner Karpfen (Cyprinus carpio) 8,6 %, Catlabarbe (Catla catla) 7,2 %, Marmorkarpfen (Hypophthalmichthys nobilis) 6,5 %, Karauschen (Carassius spp.) 5,6 %, Rohu (Labeo rohita) 5,1% und der Pangasius (Pangasianodon hypophthalmus) 5,1%.  Die Dominanz der Karpfenartigen liegt vor allem an der enormen Bedeutung in der chinesischen Aquakultur.

Erzeugte Arten in Aquakultur

Auch im Salz- und Brackwasser im offenen Meer und an Küsten stellen nur 22 Arten(-gruppen) zusammen ca. 76 % Anteil an der globalen Erzeugung. Mit 32,6 % dominiert hier der in Deutschland so beliebte Atlantische Lachs (Salmo salar), gefolgt vom Milchfisch (Chanos chanos) 14 %. Keine weitere Art kommt im marinen Bereich über einen Anteil von 5 %.

Die Produktion von Krebstieren wird klar von der Weißfuß-Garnele (Litopenaeus vannamei) dominiert. Über die Hälfte (51,7 %) der weltweiten Produktion von Krebstieren in Aquakultur entfallen alleine auf diese Art. Bei den Weichtieren spielen Austern (Crassostrea spp.) mit 20,7 % und die Japanische Teppichmuschel (Ruditapes phlippinarum) mit 24 % wichtige Rollen. Bei den Algen dominiert der Japanische Blatttang (35,5 % der Gesamterzeugung an Algen). Mit insg. über 12 Mio. t ist es die in der Menge wichtigste Art in der Aquakultur überhaupt.

Laut Erhebungen für das Jahr 2014 wurden in der EU über 130 Arten in Aquakulturen erzeugt. Auch hier machen wenige Arten einen Großteil der Produktion aus. Die 10 häufigsten Arten haben einen Anteil von 90 % an der Gesamtproduktion (Eurostat). Die wichtigsten Arten in der EU sind Miesmuscheln (Mittelmeer-Miesmuschel, Mytilus galloprovincialis und Gemeine Miesmuschel, Mytilus edulis), Atlantischer Lachs und Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykis) (Eurostat). In Deutschland dominieren Karpfen und ebenfalls Regenbogenforellen sowie die Gemeine Miesmuschel die Produktion in Aquakulturen (Destatis).

Pro-Kopf-Verbrauch

In den Jahren von 1961 bis 2019 ist der Verbrauch von Fischen und Meeresfrüchten aus Fischerei und Aquakultur um durchschnittlich 3 % angestiegen und wuchs somit schneller als die Bevölkerung (1,6 %). Im in etwa gleichen Zeitraum (1961-2017) stieg die Nachfrage nach terrestrischen Tierprodukten um durchschnittlich 2,7 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Erzeugnissen aus Fischerei und Aquakultur stieg von 9,0 kg im Jahr 1961 auf 20,5 kg im Jahr 2019. Erste Schätzungen für das Jahr 2020 gehen von 20,2 kg aus. Fische und Meeresfrüchte liefern ungefähr 17 % des globalen Tierproteins für die menschliche Ernährung.

Der Verbrauch ist hierbei regional sehr unterschiedlich und reicht je nach Land und Region von unter 5 kg bis weit über 50 kg pro Kopf und Jahr. In Europa waren es im Jahr 2019 etwa 21,1 kg. Laut dem Fisch-Informationszentrum (FIZ) liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland mit ca. 14 kg im Jahr deutlich unter dem weltweiten und auch dem europäischen Durchschnitt. Mit dem Atlantischen Lachs steht ein Fisch auf den vordersten Plätzen der Liste der beliebtesten Arten in Deutschland, der zum Großteil aus Aquakulturen stammt (FIZ). Weitere wichtige Fischarten aus Aquakulturen sind Forelle, Pangasius, Karpfen und Dorade (FIZ). 

Ökonomie

Der Erstverkaufswert der Aquakulturproduktion (inkl. aquatischer Pflanzen) lag im Jahr 2020 bei geschätzten 265 Milliarden US-Dollar (Fangfischerei ca. 141 Milliarden Dollar). Dies entspricht bei einem aktuellen Wechselkurs von Euro: US-Dollar 1:1,01 (27.07.2022) in etwa der gleichen Summe in Euro. Der Wert der EU-Aquakulturproduktion lag 2015 bei etwa 4,13 Milliarden Euro (Eurostat).

Fische und Meeresfrüchte (ohne Algen) gehören mit insgesamt knapp 60 Mio. t weltweit zu den am meisten gehandelten Nahrungsmitteln. Im Jahr 2018 kamen in etwa 38 % der Gesamterzeugung in den internationalen Handel (zur menschlichen Ernährung oder für andere Zwecke). Es entfallen etwa 11 % der weltweiten Exporte im gesamten Landwirtschaftssektor (ohne Forstwirtschaft) auf diese Erzeugnisse (FAO, 2022).

Die Kombination aus verhältnismäßig geringer Eigenproduktion und gleichzeitig hohem Pro-Kopf-Verbrauch macht die EU zu einem wichtigen Importmarkt. Sie stellt insgesamt den weltweit größten Einzelmarkt dar (Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse; 34 % Anteil am globalen Importmarkt). Alleine Deutschland hatte im Jahr 2018 einen Anteil von 4 % am globalen Import. Es wurden knapp 2 Mio. t Fischprodukte (inkl. Meeresfrüchten etc.) importiert.

Von den weltweit 58,5 Mio. Beschäftigten (Voll-, Teilzeit oder als Gelegenheitsarbeit) arbeiten etwa 35 % dieser Menschen in der Aquakultur. Der Frauenanteil wird auf 21 % geschätzt (Fischerei und Aquakultur). In der EU arbeiteten 2015 ungefähr 39 000 Beschäftigte in der Aquakultur (Eurostat).

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