Besatzdichten

Suboptimale Besatzdichten, also zu viele oder auch zu wenige Fische pro Haltungsvolumen, können sich negativ auf das Tierwohl auswirken. Foto: F. Cardia

Auf einen Blick: Besatzdichten

Die Besatzdichte (auch Haltungsdichte genannt) ist ein Maß für die Menge an Fisch (Gewicht) pro Wasservolumen (Liter oder m³) oder pro Wasserfläche (m²). Je mehr Fische auf einem definierten Raum gehalten werden, desto höher die Besatzdichte.

Die Besatzdichte orientiert sich besonders an zwei grundlegenden Faktoren:

1. Der Fischart: Verschiedene Fischarten haben unterschiedliche Anforderungen an die Besatzdichte. Schwarmfische können bzw. sollten z. B. in höheren Dichten gehalten werden als Fische mit weniger ausgeprägtem Sozialverhalten.

2. Dem Produktionssystem: Durch technisierte Methoden, wie Filtersysteme oder Belüftung, können z. B. in geschlossenen Kreislaufsystemen höhere Besatzdichten realisiert werden als in Teichen.

Suboptimale Besatzdichten, also zu viele oder auch zu wenige Fische pro Haltungsvolumen, können sich negativ auf das Tierwohl auswirken (siehe auch Artikel: Stressmanagement). Als Konsequenz kann die Krankheitsanfälligkeit ansteigen, während sich die Nahrungsaufnahme und die Futterverwertung verringern. Die Ermittlung und Einhaltung der optimalen Besatzdichte ist also eine Grundvoraussetzung für die Fischproduktion in Aquakultur.

Detaillierte Informationen finden Sie im Haupttext.

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Besatzdichten in der Aquakultur

Die Besatzdichte (auch Haltungsdichte genannt) ist ein Maß für die Menge an Fisch (Gewicht) pro Wasservolumen (Liter oder m³) oder pro Wasserfläche (m²). Für intensive Produktionssysteme (Kreislaufanlagen, Netzgehege, Raceways) wird i.d.R. kg Fisch pro m³ Haltungswasser angegeben, während in Teichen i. d. R. kg Fisch pro m² Teichfläche angegeben wird.

Die Besatzdichte in der Fische in Aquakultur gehältert werden, steht in einem direkten Zusammenhang mit Stress, Krankheitsanfälligkeit, Verhalten, innerartlicher Aggression, Wachstum und Futteraufnahme, sowie der Ökonomie, also dem zu erzielendem Gewinn eines Unternehmens. Ist die Besatzdichte außerhalb des optimalen Bereichs, ist sie also zu hoch oder zu niedrig, kann sich dies nachteilig auf das Tierwohl und die Ökonomie auswirken. Man muss also die spezifischen Besatzdichten für die zu produzierende Art und das entsprechende Produktionssystem kennen.

Zusätzlich können sich die optimalen Besatzdichten einer Art auch im Laufe der Zeit bzw. der Entwicklung verändern. Zum Teil sind sie altersspezifisch oder sind abhängig von der Jahreszeit (Wechsel der Wassertemperatur und der Tageslänge). Bei bestimmten Arten schließen sich z. B. Jungfische zum Schutz vor Räubern in dichten Schwärmen zusammen und gehen erst ab einer bestimmten Größe zu einer einzelgängerischen Lebensweise über. Andere Arten, z. B. der Zander, zeigen besonders zur Laichzeit ein ausgeprägtes Territorialverhalten und reagieren mitunter aggressiv auf Artgenossen des gleichen Geschlechts, während sie sie den Rest des Jahres tolerieren. Eine art- oder systemübergreifende, verbindliche und allgemeingültige Aussage darüber, in welcher Besatzdichte Fische gehalten werden sollten, ist daher nicht sinnvoll.

Es ist nötig die Besatzdichte jeweils den spezifischen Gegebenheiten anzupassen. Entscheidend dafür ist die Beachtung spezifischer Faktoren:

  1. Die sogenannte carrying capacity (engl. Tragfähigkeit), als Maß darüber, wieviel Fisch maximal in einem bestimmten Haltungssystem mit ausreichend Sauerstoff und Frischwasser bzw. aufgereinigtem, sauberen Wasser versorgt werden kann. Hier haben natürlich offene Systeme wie z. B. Netzgehege einen klaren Vorteil gegenüber geschlossenen Systemen wie z. B. Teichen. In Kreislaufanlagen (RAS) wird daher das Haltungswasser häufig mit reinem Sauerstoff begast und so die carrying capacity erhöht. Hierdurch ist es möglich z. B. Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) bei Dichten bis zu 100 kg/m³ oder Wolfsbarsche (Dicentrarchus labrax) bis zu 70 kg/m³ ohne nennenswerte Beeinträchtigung von Gesundheit oder Wachstum zu halten. Neben der Sauerstoffversorgung muss hierbei eine ausreichende Reinigung des Wassers von schädlichen Stoffwechselendprodukten, wie z. B. Ammonium, durch entsprechende Filtersysteme gewährleistet sein. Die Größe der Filtereinheiten muss entsprechend an die absolute Menge an Fisch angepasst sein. In der Regel gilt, dass bei hohen Besatzdichten eine kontinuierliche Beobachtung kritischer Wasserparameter, z.B. Sauerstoffsättigung, erfolgen muss. Kommt es in Folge von gesteigerter Fischaktivität, z. B. nach der Fütterung, zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch, muss die Begasung mit Sauerstoff entsprechend kurzfristig erhöht werden.
  1. Differenzierung nach Fischart und –alter. Schwarmfische (z. B. Lachse), die in einem sozialen Gefüge agieren, fühlen sich erst in Dichten ab 10 kg/m³ wohl, andere Arten, die keine weitreichende innerartliche Interaktion zeigen, bereits bei geringeren Bestandsdichten (z. B. Heilbutt - Hippoglossus hippoglossus).
  1. Beachtung der jahreszeitlichen Schwankungen: Die über das Jahr veränderlichen Umweltfaktoren wie Tageslänge und Wassertemperatur haben direkten Einfluss auf die Physiologie und u. a. das Verhalten der zu hälternden Tiere. Dies betrifft in erster Linie die Haltung in Außenteichen oder –rinnen und Netzgehegen. Wenn im Winter die Temperaturen sinken und die Fische eine verringerte Aktivität, Nahrungsaufnahme und entsprechend geringeren Sauerstoffbedarf haben, können die Besatzdichten u. U. erhöht werden. Somit verringert sich das benötigte Haltungsvolumen und ggf. der Arbeitsaufwand, z. B. Freihalten der Teiche von Eis oder Schutz vor Prädatoren. In Kreislaufanlagen welche ganzjährig konstante Haltungsbedingungen erreichen können, sind solche Haltungsanpassungen in der Regel nicht erforderlich.

Werden die Dichten nicht entsprechend angepasst, kann dies weitreichende Folgen für den Tierbestand haben. So kann es z. B. bei Forellen zur Ausformung sozialer Hierarchien kommen, d. h., dass besonders große und starke Tiere die kleineren von z. B. den besten Futterplätzen verdrängen. Dies führt bei den nicht dominanten Tieren zu chronischem Stress (messbar u. a. über steigende Konzentrationen des Stresshormons Cortisol), der sich u. a. negativ auf das Wachstum, den Stoffwechsel, die Futteraufnahme und -verwertung, die Gesundheit (Krankheitsanfälligkeit) und die Schwimmaktivität auswirkt.

Abhilfe kann hier u. a. entweder durch ein verbessertes Futtermanagement oder auch durch eine Anpassung der Haltungseinrichtung geschaffen werden. Eine der Fischart und Haltungsdichte angepasste Fütterung kann so nicht nur die Ausbildung von sozialem Stress minimieren bzw. verhindern, sondern auch parallel die fütterungsbedingte Verletzungsgefahr durch aggressive Interaktionen (vor allem Bisse), z. B. bei Lachsen oder Heilbutt, unterbinden.

Generell darf bei allen Berechnungen nicht außer Acht gelassen werden, dass Fische sich in einem dreidimensionalen Raum bewegen und dort je nach Haltungseinrichtung und Fischart gegebenenfalls nicht den ganzen Wasserkörper nutzen. Durch entsprechende Modifikationen der Haltungseinrichtungen an die jeweilige Art kann aber das Tierwohl bei einer gleichzeitigen Anpassung der Besatzdichte erhalten oder z. T. sogar verbessert werden.

So halten sich Atlantische Lachse (Salmo salar) im Netzkäfig tagsüber vornehmlich in den oberen Wasserschichten im äußeren Bereich eines Netzgeheges auf, Plattfische, wie der Heil- oder Steinbutt (Scophthalmus maximus) dagegen primär in Grundnähe. Eine bessere Ausnutzung des Schwimmraums kann durch Anpassungen des Haltungssystems an die jeweils gepflegte Art erreicht werden. Lachse z. B. verteilen sich im verfügbaren Wasserkörper eines Netzkäfigs wesentlich gleichmäßiger, wenn das Unterwasser auf halber Höhe beleuchtet wird. Die Tiere bilden so weniger dichte Schwärme und sind weniger gestresst, d. h. damit auch robuster und gesünder, als Tiere in unbeleuchteten Netzgehegen. So können Lachse bis zu einer Dichte von 22 kg/m³ gepflegt werden ohne Anzeichen von Stress und dessen negative Folgen zu zeigen (die gesetzlich erlaubte maximale Besatzdichte in Netzanlagen Norwegens, als weltweit führendem Lachsproduzenten, liegt bei 25 kg/m³ und damit sehr nah an den wissenschaftlich ermittelten Grenzwerten). Ein weiterer positiver Nebeneffekt einer dauerhaften Beleuchtung ist die Unterdrückung der Geschlechtsreife (Pubertät). Diese geht nämlich u. a. mit einem massiven Anstieg innerartlicher Aggressionen, sowie einem verminderten Wachstum einher, da hier das somatische (körperliche) Wachstum zu Gunsten der Ausprägung und Reifung der Geschlechtsprodukte hormoninduziert verschoben wird.

Bei der Aquakultur des Heilbutts (Hippoglossus hippoglossus) und anderer Plattfische dagegen hat es sich bewährt innerhalb der Gehege Plattformen zu schaffen, auf denen die Tiere ruhen können. Durch diese simple Modifikation ist es möglich die Haltungsdichte dieser bodenorientierten Art zu erhöhen ohne aber Einbußen des Tierwohls hinnehmen zu müssen.

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