Miesmuscheln werden schon seit über 8000 Jahren in Europa und Nordamerika verzehrt. Dies belegen zahlreiche archäologische Funde aus Abfallgruben damaliger Siedlungen. Muscheln wurden und werden aber nicht nur gegessen, sondern auch als Schmuck, Fischköder, Kalklieferanten und Dünger verwendet. Die vielfältige Verwendung und die vergleichsweise einfache Aufzucht haben wohl maßgeblich dazu beigetragen, dass Miesmuscheln zu den ersten von Menschenhand kultivierten Meeresorganismen zählten. Bereits seit dem 13 Jahrhundert wurden Miesmuscheln im Südwesten von Frankreich an sogenannten Bouchots kultiviert. Der Legende nach geht diese Form der Aufzucht auf einen irischen Schiffsbrüchigen, Patrick Walton, zurück. Dieser wurde im Jahre 1235 an der Küste von Charente angespült. Um zu überleben, brachte er Netze während der Ebbe im Flachwasserbereich aus, die er an langen Holzstangen fixierte, um möglichst bequem Fische zu fangen. Nach einiger Zeit wurde ihm klar, dass sich an den Holzstangen große Mengen von Muscheln festgesetzt hatten. Damit war der Legend nach die Idee geboren, siedelnde Muschelbrut auf langen Reihen von Holzpfählen zu kultivieren. Diese Technik der Bouchot-Kultur verbreitete sich besonders in Frankreich sehr schnell (Becken von Arcachon). In Zeeland (Niederlande) konnten Muscheln bei Ebbe aufgesammelt werden. Die ursprünglichen Fanggebiete wurden bereits 1825 in Parzellen aufgeteilt und werden seit 1870 verpachtet. Heutzutage wird die Saatmuschel (ca. 1 cm) gefischt, ausgesät und mit ca. 3 cm auf andere Parzellen verbracht, in denen das Nahrungsangebot optimal ist. Miesmuscheln sind nicht nur leicht zu kultivieren, ihr schmackhaftes Fleisch ist darüber hinaus besonders reich an Vitaminen (Vit. A, B-Gruppe, C und E) und Mineralstoffen (u. a. Calcium, Magnesium, Phosphat, Eisen und Fluorid). Es enthält weniger als 2 % Fett, wobei sich die Hälfte dieser Fette aus den ernährungsphysiologisch so wichtigen (essentiellen) ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA, von engl. polyunsaturated fatty acids) zusammensetzt.
Gemeine Miesmuschel
Mytilus edulis