Lachslaus

Die Lachslaus ist ein natürlich vorkommender Parasit, der eine Reihe von Salmoniden und mitunter auch andere Fischarten befällt. Hier: Lachslaus im Copepodit-Stadium. Foto: Lars Friedrichs/AWI

Lachslaus

Auf einen Blick: Lachslaus

Die Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis) ist ein mariner Parasit, der in der Lachszucht (marine Phase/Mast) die Gesundheit der Tiere beeinträchtigt und den größten Schaden bzw. die höchsten Kosten verursacht. Die geschätzten Kosten für vorbeugende Maßnahmen, Behandlung und Wachstumseinbußen und Verluste liegen pro Jahr bei mehreren 100 Millionen Euro (je nach Land belaufen sich diese Ausgaben auf 4 – 10% der gesamten Produktionskosten). Die Lachslaus ist ein Kleinkrebs, welcher außen auf seinem Wirt lebt und sich dort von dessen Körperschleim, Haut und Blut ernährt (Ektoparasit). Wie der Name schon sagt ist der bevorzugte Wirt der Lachs (Salmo salar). Allerdings können auch andere Salmoniden, wie die Meerforelle (Salmo trutta) oder Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) von der Lachslaus befallen werden.

Detaillierte Informationen zur Biologie der Lachslaus, der Bedeutung für Aquakultur und Wildbestände, sowie zur Bekämpfung die finden Sie im Haupttext.

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Lebenszyklus der Lachslaus

Biologie

Die Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis) gehört zu den Ruderfußkrebsen (Copepoden) und durchläuft in ihrer Entwicklung vom Ei bis zur adulten Laus zehn verschiedene Metamorphosestadien:

Ei - Nauplius I - Nauplius II - Copepodit - Chalimus I - Chalimus II - Chalimus III - Chalimus IV - prä-Adult I - prä-Adult II - Adult

Männliche Lachsläuse heften Samenpakete an den Genitalkomplex der Weibchen. Nach der Befruchtung der Eier werden diese als zwei schlauchartige Eischnüre ausgestülpt. Aus diesen schlüpfen mehrere 100 bis zu 1000 planktonische aber noch nicht infektiöse Nauplius-Larven (Nauplii). Abhängig von der Wassertemperatur benötigen die Nauplii 5 – 15 Tage bis zur Metamorphose zum infektiösen Copepodit-Stadium. Copepodit-Larven sind in der Lage, Veränderungen der Photoperiode, Schatten, die von Fischen geworfen werden und Lichtreflexe von Fischschuppen optisch wahrzunehmen und sich aktiv auf die Wirte zuzubewegen. Des Weiteren befinden sich an ihren Antennen spezielle Mechanorezeptoren (ähnlich dem Seitenlinienorgan vieler Fische) mit denen sie durch Schwimmbewegung von Fischen verursachte Druckunterschiede im Wasser orten können. Zusätzlich zu diesen Möglichkeiten verfügen Copepodit-Stadien und adulte Lachsläuse über chemische Sinnesorgane (Chemorezeptoren), die sie zur Wirtsfindung einsetzen. Chemorezeptoren ermöglichen die Detektion bestimmter Stoffe, welche von Lachsen abgegeben werden (Kairomone, z.B. Steroide, Fettsäuren, Isophoron oder 6-Methyl-5-Hepten-2-on) oder von Substanzen, welche durch die Fraßtätigkeit anderer Läuse auf dem Wirt ins Wasser gelangen (Bestandteile von Schleim, Haut oder Muskelfleisch). Entlang dieses "Geruchsgradienten" findet die Laus zu einem geeigneten Wirt (Wirtspezifität der Lachslaus, vorrangig Salmoniden gelegentlich aber auch Stichlinge).

Auch innerartlich spielen Geruchsstoffe, sogenannte Pheromone, eine Rolle bei der Partnerfindung. Der Copepodit ist auch in der Lage Veränderungen des Salzgehalts (Salinität) im Wasser festzustellen. Bevorzugt halten sich Copepoditen in Bereichen mit einem Salzgehalt über 27 ppt auf. Da Salzwasser schwerer ist als Süßwasser schichtet es sich im Mündungsbereich von Flüssen darunter. Häufig findet man große Konzentrationen von Copepoditen in der sogenannten Halokline, der Mischzone zwischen den Wasserschichten mit unterschiedlichem Salzgehalt. Es wird vermutet, dass dieses Verhalten mit der Wanderungsbewegung der jungen Lachse (Smolts) zu tun hat. Junge Lachse durchqueren auf ihrer Wanderung aus den Flüssen ins Meer diese Zone und treffen dort auf die frei schwimmenden, lauernden Copepoditen.

Smolt

Hat der Copepodit einen potentiellen Wirt (Smolt oder ausgewachsener Lachs) ausgemacht, bewegt er sich auf diesen zu und heftet sich mit Hilfe seiner Antennen an. Dies löst die Umwandlung zur Chalimus-Larve aus, welche über spezialisierte Haftorgane verfügt. Die Chalimus-Stadien ernähren sich von Schleim, Haut, Blut und Muskeln des Wirts.

Die prä-adult Stadien und die adulten Lachsläuse können sich, im Gegensatz zum Copepodit, frei auf dem Wirt bewegen und sich von diesem ernähren. Häufig findet man größere Ansammlungen dieser Stadien im Kopfbereich, wo sie massive Gewebeschäden hervorrufen können.

Während ihrer maximal achtmonatigen Lebensdauer können weibliche Lachsläuse unter optimalen Bedingungen (Wassertemperatur und Nahrungsverfügbarkeit) bis zu elfmal Nachwuchs produzieren. Dies kann unter optimalen Bedingungen einer Gesamtmenge von mehreren Tausend Larven entsprechen.

Lachsläuse in der Aquakultur

Die Lachslaus ist für die Aquakultur deshalb so verheerend, weil in Netzgehegen viele Lachse (z. T. >500.000) auf relativ begrenztem Raum gehalten werden. So können Parasiten schneller von einem Wirt auf den anderen wechseln und so den ganzen Bestand infizieren. Unter ungünstigen Umständen und bei ausbleibender Behandlung, kann ein einzelner Fisch von mehreren Hundert Läusen befallen werden. In freier Natur dagegen sind selten mehr als zehn Läuse auf befallenen, adulten Lachsen zu finden. Zehn Läuse reichen bereits, um einen Junglachs (Smolt) derart zu schädigen, dass er an den Folgen des Befalls versterben kann.

Der Wirt wird nicht nur durch die Fraßaktivität und die damit einhergehenden Gewebeschäden stark beeinträchtigt, sondern auch durch nachfolgende Sekundärinfektionen durch Viren oder Bakterien. Diese können auf Grund der weitläufigen Hautschäden leicht in den Körper vordringen. Läsionen führen auch zu einer immensen Störung der Osmoregulation. Die Haut schützt den Fisch nicht nur vor äußeren Einflüssen, sondern grenzt ihn auch gegenüber dem äußeren Millieu und schwankenden Umweltbedingungen, wie schwankenden Salzgehalten, ab. Aus physiologischer Sicht haben besonders Fische, die im Meer leben, das Problem, ihren Körper mit ausreichend Wasser zu versorgen. Deshalb müssen sie viel trinken und die im Meerwasser enthaltenen Salze aktiv über Kiemen und Urin ausscheiden. Über die Haut wiederum verliert der Fisch dauerhaft Wasser und nimmt passiv - ungewollt - Ionen auf. Ist die Hautbarriere zerstört, gerät diese komplexe Regulationskaskade aus den Fugen. Solange die Schäden noch gering sind, werden sie durch den Fisch zunächst unter erhöhtem Energieaufwand kompensiert (Osmoregulation).

Darüber hinaus zeigen die befallenen Fische auch Stress- und Abwehrreaktionen, wie ein unnatürliches Schwimmverhalten und „Schubbern“ bspw. am Gehegematerial. Die Futteraufnahme und -verwertung sinken und führen dadurch zu einer kontinuierlichen Verringerung der Fitness. Mit ansteigendem Befall und fortschreitender Entwicklung der Läuse werden die Schäden gravierender. Die als Anker dienenden Antennen der Chalimus-Laven rufen starke Entzündungsreaktionen hervor und das auch noch dann, wenn sich die Larve gehäutet hat und einen anderen Teil des Tieres befällt. Die Exuvie (abgeworfene Haut) bleibt nämlich nach dem Häuten weiterhin verankert und reizt so das umgebende Gewebe. Die frei beweglichen prä-adulten und adulten Tiere konzentrieren sich besonders häufig im Kopfbereich der befallenen Tiere und können dort massive Gewebeschäden verursachen. Dieser fortschreitende Befall des Fisches führt unbehandelt zum Tod. Ist das der Fall, verlassen die beweglichen Läuse den Fisch und suchen den nächsten Wirt heim, der in einer Netzgehegeanlage nie weit entfernt ist.     

Durch die kurzen Generationszeiten und die relativ hohe Fekundität (Anzahl der Eier), können einzelne Lachsbestände innerhalb kürzester Zeit komplett infiziert werden.

Entgegen früherer Annahmen, dass Lachsläuse sich nur saisonal vermehren und daher der Parasitendruck im Winter zurückgeht, sind es gerade die weiblichen „Winterläuse“, die besonders groß werden und die meisten und größten Eier tragen. Daher ist von einer ganzjährigen Fortpflanzung der Parasiten (unter den geeigneten Umständen, d. h. u. a. Wassertemperaturen zwischen 1 – 25 °C)  auszugehen, die die meisten Lachs-, bzw. Mastfarmen ganzjährig beeinträchtigen.

Da Lachläuse natürlich vorkommende Parasiten sind, kam es bereits in den Anfängen der Lachszucht zu hohen parasitenbedingten Verlusten, so dass seitdem nach erfolgversprechenden Lösungsansätzen gesucht wird.

Behandlung

Es gibt verschiedene Methoden und Strategien einem Lachslausbefall entgegenzuwirken:

  • Medikamentöse Behandlung
  • Prophylaxe mittels Immunstimulatoren
  • Impfung
  • Biologische Methoden
  • Technische Modifikationen der Haltungssysteme
  • Warmwasserbäder
  • Weitere Aspekte einer effektiven Schädlingsbekämpfung

Behandlung Lachslaus

Die Applikation dieser Medikamente mittels Tauchbad bedarf eines großen personellen und logistischen Aufwands. Einzelne Netzgehege müssen vor der Behandlung komplett mit einer wasserundurchlässigen Plane eingehaust werden, um ein ungewolltes Entweichen der Chemikalien in die Umwelt zu unterbinden. Dann ist es eminent wichtig, dass der Stoff so eingeleitet bzw. vermischt wird, dass überall im Gehege die gleiche Wirkstoffkonzentration vorliegt. Ansonsten kann der Behandlungseffekt abgeschwächt werden; man riskiert eine Resistenzbildung der Läuse gegenüber dem Wirkstoff. Dazu kommt, dass einige Stoffe auch für den Menschen toxisch bzw. gesundheitsschädlich sind (Organophosphate, siehe AChE Hemmer). Daher sollte der Umgang mit diesen Stoffen nur durch entsprechend geschultes Personal durchgeführt werden. Ferner sind nicht alle Stoffe in allen Ländern zugelassen (Dichlorvos ist spätestens seit dem Dezember 2007 in der EU nicht mehr als Insektizid (Richtlinie 2006/92/EG und 98/8/EG) zugelassen und darf somit auch nicht in der europäischen Aquakultur verwendet werden). Generell sind Organophosphate zwar in der Anwendung nicht unproblematisch, werden aber vom Fisch selbst sehr schnell metabolisiert (verstoffwechselt).

Weitere Einschränkungen sind bei der oralen Applikation (Fütterung) zu beachten: Die Aufnahme von Futter hängt von verschiedenen Faktoren, wie z. B. hierarchische Gruppierung, Fitness, Wassertemperatur usw. ab. Dies kann für bereits geschwächte bzw. befallene Tiere besonders problematisch sein, da der Befall bereits zu geringerer Futteraufnahme führt. Die damit verbundene Ungleichverteilung des aufgenommenen Wirkstoffs verschlechtert die Therapiemöglichkeit deutlich. Neben den offensichtlichen Folgen einer ausbleibenden, effektiven Parasitenbekämpfung unterstützt dies die Ausbildung von Resistenzen innerhalb der Lachslauspopulationen. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass nicht gefressenes Futter in die Umwelt und somit in andere Nahrungsketten gelangt.

Die Ausbildung von Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe, z. B. Pyrethroide, ist ein vorrangiges Problem in der Lachszucht. Daher stehen alternative Methoden in den letzten Jahren im Fokus von Forschung und Entwicklung. Beispielsweise wird der Einsatz von Immunstimulatoren angestrebt, die das körpereigene Immunsystem des Lachses besser auf einen möglichen Befall vorbereiten.

Gabe von Immunstimulatoren

Immunstimulatoren, wie Zytokine (Interferone, Interleukin, Tumornekrosefaktor) oder bestimmte Pflanzenextrakte (Echinazea) werden schon seit vielen Jahren in der Humanmedizin erfolgreich verwendet. Die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf die Nutztierproduktion war entsprechend naheliegend. In der terrestrischen Tierhaltung werden mittlerweile diverse Immunstimulatoren erfolgreich eingesetzt, um Organismen weniger anfällig gegenüber diverse Krankheiten und Infektionen zu machen. Seit kurzem wird allerdings erst an Immunstimulatoren für den Einsatz in der Aquakultur geforscht. Erfolgversprechend sind z. B. Futterversuche mit CpG-Oligodeoxynukleotiden verlaufen, die zu einer signifikanten Reduktion der Befallraten beitrugen. Welche systemischen Veränderungen des Immunsystems diesen Ergebnissen zugrunde liegen wird derzeit noch erforscht. Sicher scheint aber, dass bestimmte pro-inflammatorische Entzündungsmediatoren (Zytokine), wie das Interleukin1-β, nach Fütterung verstärkt produziert werden.

Impfung

Obwohl bereits in den 1990er-Jahren erste Vakzine (Gavac und TickGARD) auf den Markt kamen, ist bis heute noch kein wirklich effektiver Impfschutz gegenüber Lachsläusen verfügbar. Ein neuer Ansatz ist mit der Identifizierung des lauseigenen my32-Proteins geglückt. In erfolgversprechenden Versuchen wurde die Produktion von  Antikörpern (Immunglobulin M) in Fischen nach Impfung mit my32 deutlich gesteigert. Die Befallrate geimpfter Tiere sank darauf hin um bis zu 57 %. Auf dem Markt sind derzeit keine nachgewiesen wirksame Vakzine erhältlich.

Biologische Methoden

Eine seit ca. 25 Jahren praktizierte Methode ist der Einsatz natürlicher Fraßfeinde der Läuse. Bewährt hat sich die Co-Kultur mit verschiedenen Lippfischen, wie der Goldmaid (Crenilabrus melops), dem Kleinmäuligen Lippfisch (Centrolabrus exoletus) und dem Klippenbarsch (Ctenolabrus rupestris). Im Laufe der letzten Jahre hat sich im europäischen Raum besonders der als robust geltende Gefleckte Lippfisch (Labrus bergylta) als "biologischer Schädlingsbekämpfer" etabliert. Das Verfahren ist relativ unproblematisch, da es genügt die Lippfische im Verhältnis 1:20 gemeinsam mit den Lachsen im Netzgehege zu hältern. Allerdings ist zu beachten, dass die Netze möglichst frei von Aufwuchs (eng. fouling) sind und die Fütterung der Lachse akribisch dem Bestand und den Gegebenheiten angepasst wird. Andernfalls neigen die eingesetzten Lippfische dazu sich eher von nicht gefressenen Pellets und Aufwuchs (hauptsächlich Algen) zu ernähren, anstatt sich mühsam die Läuse zu erjagen. In einer optimal betriebenen Anlage frisst ein adulter Lippfisch bis zu 200 Läuse am Tag. Allerdings ist auch dieses Verfahren nicht frei von Problemen. Gerade in Gebieten, in denen die winterlichen Wassertemperaturen über einen längeren Zeitraum absinken, überstehen viele Lippfische die kalte Jahreszeit nicht und müssen im darauf folgenden Frühjahr ersetzt werden. Es hat sich auch bewährt, den Lippfischen abgesicherte Strukturen (z. B. Röhrenpakete) als Rückzugsmöglichkeiten (insbesondere in den Abend- und Nachtstunden) anzubieten. Dies fördert das Wohlbefinden und beschützt die Tiere vor Räubern, welche die ansonsten am Netzgrund ruhenden Fische attackieren könnten. Essentiell ist bei rückläufigem Parasitenbefall auch die Zufütterung mit Muscheln oder Krabben; andernfalls können die Lippfische nicht genug Nahrung finden und gehen dazu über, Gewebeteile aus den Lachsen zu beißen.

Zurzeit kommen die benötigten Lippfische noch aus der Fischerei. Der Trend geht aber zu einer Produktion in Aquakultur, um immer ausreichend Besatzmaterial zur Verfügung zu haben. Pro Jahr werden alleine in Norwegen mehr als 5 Millionen Lippfische eingesetzt, wobei 15 – 20 Millionen benötigt werden. Da die gegenwärtigen Fangmengen und Produktionszahlen der Lippfische nach wie vor den Bedarf nicht decken können, haben jüngste Studien einen weiteren erfolgversprechenden Kandidaten - den Seehasen (Cyclopterus lumpus) - identifiziert. Dieser war bisher vorrangig als Lieferant des Deutschen Kaviar (Seehasenrogen) bekannt. Eine kombinierte Haltung von Seehase und Lachs könnte somit zu einer gesteigerten Wertschöpfung beitragen.

Eine weitere Möglichkeit ist das Einbringen von Muscheln (z. B. Miesmuscheln, Mytilus edulis) in das Netzgehege. Muscheln filtrieren und fressen die planktonischen Stadien der Lachslaus (Nauplius, Copepodit). Laborstudien haben gezeigt, dass diese Methode mit einer Kopplung eines Lichtreizes verbessert werden kann: Die phototaktischen Nauplii und Copepoditen werden vom Licht angezogen und kommen dort in einer höheren Dichte vor. Dies verbessert die effektive Entfernung durch die filtrierenden Muscheln. 

Seehase

Technische Modifikationen der Haltungssysteme

Die folgenden Strategien können sowohl bei der Prävention, als auch zur Behandlung von Lachslausbefall eingesetzt werden. Um einem Befall vorzubeugen macht man sich hier zu Nutze, dass die planktonischen Stadien der Lachslaus (Nauplius, Copepodit) sich bevorzugt in den oberen, lichtdurchfluteten  Wasserregionen (positive Phototaxis) aufhalten und eine Präferenz für niedrigen Salzgehalt und höhere Temperaturen haben. Bisherige Studien haben gezeigt, dass eine Tiefe von >20 m als relativ sicher gilt. Die Abundanz (Vorkommen) von Lachsläusen nimmt jedoch schon ab einer Wassertiefe von 4 m ab.

Zurzeit werden verschiedene Methoden im kommerziellen Maßstab getestet, die sich diesen Umstand zum Vorteil machen. Im Vergleich zu traditionellen (offenen) Netzgehegen werden die Käfige bspw. ganz oder teilweise mit Folie umschlossen, mit einer Art Schnorchel versehen oder ganz abgesenkt. Allen Modifikationen liegt zu Grunde, dass der Wasseraustausch im Oberflächenbereich minimiert oder sogar ganz unterbunden wird, um das Vordringen von Lachsläusen in das Gehege zu verhindern.

Netzgehegemodifikationen

Im ganz geschlossenen System wird das Haltungswasser mit einer Pumpe aus einer entsprechenden Tiefe (25 m) in das Gehege befördert. Diese Methode bietet die Möglichkeit das Wasser vor dem Eintritt in das Gehege zu behandeln (bspw. UV-Klärung). Ferner ist es hier möglich, Fäkalien, nicht gefressenes Futter und tote Fische abzusammeln und zu entsorgen. Sollte der Bestand dennoch von Lachsläusen befallen werden, erleichtert ein geschlossenes Gehege weitere Behandlungsmaßnahmen (bspw. medikamentöse Behandlung).

Demgegenüber stehen hohe Investitions- und Betriebskosten und möglicherweise eine erhöhte Anfälligkeit der (ganz oder teil-) ummantelten Gehege gegenüber extremen Wetterereignissen. Außerdem können durch Gischt und Spritzwasser Lachsläuse in nach oben hin offene Gehege gespült werden. Eine erste Langzeitstudie über drei Jahre hat gezeigt, dass in ganz geschlossenen Netzgehegen bei gleicher Produktionsleistung nur vereinzelt Lachsläuse zu finden waren. Eine Reproduktion der Lachsläuse innerhalb des Geheges war - aufgrund der geringen Populationsdichte - nicht zu beobachten. Die als Kontrolle untersuchten offenen, traditionellen Netzkäfige waren von mittlerem bis starken Lachslausbefall betroffen.

Alternativ zu einer Modifikation des Netzgeheges können Lachse dazu bewegt werden, aktiv tiefere Wasserschichten aufzusuchen und somit den Kontakt mit Lachsläusen im Oberflächenwasser zu vermeiden. So hat sich in Studien auf kommerziellem Niveau als wirksam erwiesen Lichtquellen in einer Tiefe von 10 m auszubringen. Besonders in der Nacht suchen die Lachse diese beleuchteten Beckenbereiche auf und werden weniger stark von Lachsläusen befallen. Im Vergleich hierzu erwies sich eine Fütterung der Lachse in größeren Tiefen als ungeeignet.

Mit Läusen befallene Lachse werden häufig beim „Schubbern“ am Netz beobachtet. Durch diese Aktivität versuchen sich die Lachse von den störenden Parasiten zu befreien. Das Einbringen eines speziellen elastischen Netzes in das Gehege soll den Lachsen hierbei helfen. Indem die Tiere die speziell an ihre Größe angepassten Netzmaschen durchschwimmen, werden die Läuse abgestreift. Leider stehen zu diesem in der Entwicklung begriffenen Produkt keine Daten zur Verfügung. So ist auch unklar, ob die abgestreiften Läuse direkt einen neuen Wirt befallen.

Durch die hohen Behandlungskosten beschäftigen sich viele Unternehmen (insbesondere Start-ups) mit dieser Problematik. Hochtechnisierte und dementsprechend kostspielige Lösungen befinden sich in der Entwicklung. Futuristisch erscheinen im Gehege schwimmende Sonden, die mit Hilfe von Hochleistungskameras und -lasern Lachsläuse auf den Wirten erkennen und selektiv durch gezielten Laserbeschuss entfernen sollen. Auch die Verwendung von Kabeln an der Außenhülle der Gehege, die mittels kurzer Stromstöße Lachsläuse fernhalten sollen, befindet sich in der Entwicklung. Hier soll auch das Ausbrechen der Lachse aus den Netzgehegen bzw. das Eindringen von Räubern verhindert werden.

Warmwasserbäder

Da Lachsläuse empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren, kommen in jüngster Vergangenheit auch Warmwasserbäder zum Einsatz. Diese kommen ohne den Einsatz von Chemikalien aus und gelten als umweltfreundliche Alternative. Die Lachse (bis zu 80 t pro Stunde) werden automatisch in Warmwasserbäder (30 bis 34 °C) gepumpt und verbleiben dort für 25 bis 30 Sekunden. Dies befreit die Lachse von den Läusen. Es ist bei dieser Methode allerdings größte Vorsicht geboten. Ist die Dauer des Warmwasserbades zu lang, kann dies schwerwiegende Folgen für die Kaltwasserfische haben und zum Tod führen.

Weitere Aspekte einer effektiven Schädlingsbekämpfung

Die erfolgreiche Bekämpfung von Parasiten wie der Lachslaus ist meist nur dort von Erfolg gekrönt, wo ein effektives Management greift.

Basale Voraussetzungen sind, dass Netzgehege regelmäßig von Aufwuchs befreit werden, um so den Wasseraustausch zu erhöhen. Stark befallene Fische sollten so schnell wie möglich isoliert, behandelt oder getötet werden, da sie eine hohe Parasitenfracht mit sich führen. Es ist sinnvoll die gesamte Anlage für 4 - 6 Wochen pro Jahr unbesetzt zu lassen. Damit verhindert man eine fortlaufende Reproduktion von Läusen im Bestand.

Als sehr wirkungsvoll hat es sich erwiesen, Behandlungen möglichst in den Wintermonaten durchzuführen, da man so das Aufkommen der starken Frühjahrsgeneration eindämmt. Generell wird keine Farm mit ausschließlich einer der vorgestellten Verfahrensweisen ausreichend vor einem Lachslausbefall geschützt; es bedarf einer angepassten Kombination der bekannten Behandlungen.

Nachgehakt

Infizieren Lachsläuse aus Aquakulturanlagen auch freilebende Lachse und was hat das für Folgen?

Angler mit befallenem Lachs

Die Lachslaus ist ein natürlich vorkommender Parasit, der eine Reihe von Salmoniden und mitunter auch andere Fischarten befällt. Es kann dort zu schwerwiegenden Problemen kommen, wo unnatürlich große Bestände an Fischen ganzjährig in offenen Systemen (Netzgehege) aufgezogen werden. Durch diese Form der Haltung steigt nicht nur der mögliche Parasitendruck innerhalb der Anlage, sondern auch der Druck auf die natürlichen Populationen (Infektion von Wildfischen durch Fische aus der Zucht). Sind darüber hinaus noch Farmen in der Nähe von natürlichen Wanderrouten der Lachse gelegen (z. B. an Flussmündungen oder bestimmten Küstenstreifen) kann dies ganze Populationen betreffen. Besonders die jungen Smolts sind auf ihrem Zug ins Meer gefährdet. Ein bekanntes Beispiel sind hier einige Küstenbereiche im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Hier wurde ein klarer Zusammenhang zwischen der Lachsaquakultur (die besonders groß ist) und dem Rückgang natürlicher Lachspopulationen beobachtet. Einige Bestände des Buckellachses (Oncorhynchus gorbuscha), des Ketalachses  (Oncorhynchus keta) und des Silberlachses (Oncorhynchus kisutch) wurden durch den erhöhten Parasitenbefall drastisch dezimiert (Bestandrückgänge bis zu 90%). Mittlerweile wird in den betroffenen Gebieten versucht, mit verschiedenen Schutz- und Managementmaßnahmen gegen den Bestandsrückgang anzugehen. Noch fehlen hier allerdings verlässliche Daten.

Neben verschiedenen Lachsarten ist auch die Meerforelle ein potentieller Wirt der Lachslaus. Genau wie der Lachs ist die Meerforelle ein anadromer Wanderfisch und die juvenilen Forellen passieren wie auch die Lachs-Smolts die Flussmündungen auf dem Weg ins Meer. Wie beim Lachs konnte ein Zusammenhang zwischen dem Befall der Meerforelle mit Lachsläusen und dem Vorkommen von Netzgehegeanlagen nachgewiesen werden.

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