Mittelmeer-Miesmuschel

Mytilus galloprovincialis

Miesmuscheln werden schon seit mehreren tausend Jahren vom Menschen verzehrt. Mittelmeer-Miesmuschel (Mytilus galloprovincialis) seit etwas mehr als 100 Jahren gezielt kultiviert.

Als Filtrierer ernähren sich Miesmuscheln vornehmlich von Phytoplankton und organischen Schwebstoffen. Foto: Andrew Butko CC BY-SA via Wikimedia

Archäologische Funde aus Abfallgruben früher bzw. früherer Siedlungsstätten und Wandmalereien belegen, dass Miesmuscheln schon seit mehreren tausend Jahren in Europa und Nordamerika vom Menschen verzehrt wurden. Das Fleisch der Muscheln diente aber nicht nur als Lebensmittel, sondern wurde auch als Dünger oder Fischköder verwendet. Aus dem Perlmutt (Hypostracum) der Muschelschale wurden kunstvolle Schmuckstücke gefertigt. Die relativ einfache Aufzucht und die vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Miesmuscheln zu den ersten von Menschenhand kultivierten Meeresorganismen zählten. Im Gegensatz zur Gemeinen Miesmuschel (Mytilus edulis) wird die Mittelmeer-Miesmuschel (Mytilus galloprovincialis) erst seit etwas mehr als 100 Jahren gezielt kultiviert. Zunächst orientierte man sich dabei an der in Frankreich seit dem 13. Jahrhundert praktizierten Bouchot-Kultur, bei der die Muscheln an aufrecht stehenden Holzpfählen aufgezogen werden. Dies erwies sich aber als weniger praktikabel und ertragreich, so dass man dazu überging, die Muscheln im freien Wasser an Seilen aufzuziehen, welche an Flößen befestigt waren.

Miesmuscheln sind aber nicht nur leicht zu kultivieren, ihr schmackhaftes Fleisch ist darüber hinaus auch besonders reich an Vitaminen (Vit. A, B-Komplex, C und E) und Mineralstoffen (u. a. Calcium, Magnesium, Phosphat, Eisen und Fluorid) und es enthält weniger als 2 % Fett. Die Hälfte dieser Fette setzt sich aus den ernährungsphysiologisch wichtigen ungesättigten Fettsäuren (engl. unsaturated fatty acids) und mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA, von engl. polyunsaturated fatty acids) zusammen. Hierzu zählen die physiologisch wichtigen Fettsäuren aus der Omega-3- und Omega-6-Gruppe.

Steckbrief

Größe
5 - 9 cm, bis 15 cm
Herkunft
Mittelmeerraum, Ost-Atlantik
Nahrung
Filtrierer
Jahresproduktion
89.911 t (FAO 2024)
Biologie

Alle Arten der Miesmuschel (Gemeine Miesmuschel Mytilus edulis, Mittelmeer-Miesmuschel Mytilus galloprovincialis, Kalifornische Miesmuschel Mytilus californianus, Koreanische Miesmuschel Mytilus coruscus und Pazifische Miesmuschel Mytilus trossulus) gehören zu den Muscheln (Bivalvia), welche jeweils von zwei Schalenhälften umschlossen sind. Die schwarzblaue Schalenfärbung der gemeinen Miesmuschel ist charakteristisch für diese Gattung.

Im Mittelmeer überschneiden sich die Verbreitungsgebiete der Mittelmeer-Miesmuschel und der Gemeinen Miesmuschel. Populationsgenetische Methoden haben in jüngster Zeit aufgedeckt, dass sich die Arten der Nordhemisphäre der Gattung Mytilus häufig zu einem Spezies-Komplex aus M. edulis, M. galloprovincialis und M. trossulus zusammengeschlossen haben. Da die Unterscheidung der Arten im Hybridisierungsbereich nicht immer eindeutig bzw. gar nicht möglich ist, spricht man in diesen Fällen vom Mytilus-Komplex.

Mytilus Arten

Als Filtrierer ernähren sich Miesmuscheln vornehmlich von Phytoplankton und organischen Schwebstoffen (Detritus). Die Nahrungspartikel werden zusammen mit dem einströmenden Wasser über die Kiemen geleitet, wo sie haften bleiben und mittels feiner Wimpern zunächst nach Größe sortiert und entweder zur Mundöffnung transportiert oder als Pseudofaeces ausgeschieden werden. Durch ihre Ernährungsweise gedeihen die Muscheln in nährstoffreichen Gewässern besser als in nährstoffarmen. Unter geeigneten Bedingungen, z. B. in Flussmündungen, können die Tiere innerhalb weniger Jahre meterdicke Muschelbänke ausbilden. Durch die Ausbildung spezieller Haftfäden, den sog. Byssusfäden, verankern sich die Muscheln mit dem bevorzugt festen Untergrund oder aber auch an benachbarten Muscheln. Die Byssusfäden werden in einer Drüse im Fußbereich der Muschel aus körpereigenen Eiweißen und Eisen gebildet. Sobald das Material mit dem Umgebungswasser in Kontakt kommt, härtet es aus und stellt so den dauerhaften Kontakt zwischen Muschel und Untergrund her. Der Byssusfaden selbst besteht aus einem proximalen (körpernahen) und einem distalen (körperfernen) Teil, welche unterschiedliche Reißfestigkeiten haben. Dies hat einen Grund: Mithilfe bestimmter Muskeln kann sich die Muschel so zielgerichtet fortbewegen. Dafür zerreißt sie gezielt einzelne Byssusfäden, bildet gleichzeitig neue in „Bewegungsrichtung“ aus und zieht sich so dem Ziel entgegen.

Die Ausbildung der Muschelbänke hat neben der Positionierung an besonders geeigneten Standorten auch noch den entscheidenden Vorteil, dass die getrennt-geschlechtlichen Muscheln sich so effektiver fortpflanzen können. Mit den steigenden Wassertemperaturen im Frühjahr vollenden geschlechtsreife Tiere (im Alter von mind. einem Jahr) die während der Herbst- und Wintermonate begonnene Ausbildung der Geschlechtszellen (Gametogenese). Zuerst geben die männlichen Tiere ihre Spermien ins Wasser ab. Dies stimuliert die Weibchen, ihrerseits Eier ins Wasser auszustoßen (mehrere Millionen pro Tier), welche dann von den Spermien befruchtet werden (äußere Befruchtung). In besonders produktiven Gewässern können die Muscheln mehrere Male pro Jahr laichen. Die Entwicklung des befruchteten Eis bis zur juvenilen Muschel ist von der Wassertemperatur und dem Nahrungsangebot abhängig und dauert zwischen 14 und 48 Tage. Dabei werden verschiedene Stadien durchlaufen:

  1. Befruchtetes Ei
  2. Trochophora-Larve (innerhalb der ersten 24 Stunden): Eintritt in die planktonische Phase (die Larve treibt frei im Wasserkörper)
  3. Veliger-Larve (Stunde 26 – 48): Planktonische Phase und Ausbildung der Schalen
  4. Veliconcha: Übergang zur benthischen (bodenlebenden) Phase
  5. Pediveliger-Larve: benthische Phase
  6. Juvenile Muschel

Stadien der Misemsucheln

Sowohl Pediveliger-Larven als auch juvenile Muscheln sind in der Lage, ihren Standort mehrfach zu wechseln. Verankern sie sich zunächst noch relativ ungezielt an Makrophyten oder anderweitigen Strukturen, können sie sich von diesen wieder ablösen und sich mit der Strömung so lange treiben lassen, bis sie einen geeigneten Platz gefunden haben. Hat sich die Miesmuschel dann an geeigneter Stelle festgesetzt, kann sie innerhalb von 1 bis 1 ½ Jahren auf eine Größe von 5 – 9 cm heranwachsen. Mit zunehmendem Alter nimmt dann die Wachstumsgeschwindigkeit ab, dennoch kann sie eine Schalenlänge von bis zu 15 cm erreichen.

 

 

Aquakultur

Mittelmeer-Miesmuscheln werden v. a. in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, aber auch in Südafrika erzeugt. Obwohl die offiziellen Meldungen ein weltweites Produktionsvolumen von 89.911 t im Jahr 2022 ausweisen (FAO 2024), ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Produktion weitaus höher liegt. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die vermeintlichen Hauptproduzenten Spanien und China keine Produktionsmengen für Mittelmeer-Miesmuscheln veröffentlichen, und zum anderen damit, dass Mittelmeer-Miesmuscheln häufig in die Produktionsangaben zur Gemeinen Miesmuschel (Mytilus edulis) aufgenommen werden (jährliches Produktionsvolumen 2022 von 164.476 t; FAO 2024). Eine Unterscheidung der beiden Arten anhand von morphologischen Kriterien ist nahezu unmöglich. Eine verlässliche Differenzierung zwischen den Arten ist nur durch die Analyse molekularer Biomarker möglich (DNA-Analyse).

Produktionsprozess

Die Aquakultur benötigt genügend Muschellarven oder Saatmuscheln. Da Mittelmeer-Miesmuscheln aber bisher noch nicht künstlich reproduziert werden, bringen die Produzenten Seile an Orten aus, an denen natürlicherweise ein hohes Larvenvorkommen zu den Hauptreproduktionszeiten (Frühjahr bis Sommer) beobachtet wird. Die planktonischen Pediveliger (0,2 – 0,25 mm) heften sich dort an den angebotenen Besiedlungsflächen an und können so problemlos geerntet und für die weitere Kultivierung zu den Farmen transportiert werden. Eine andere Form der Rekrutierung von Besatzmaterial ist die Ernte von Saatmuscheln (1,5 – 3 cm) an Fels- oder Muschelbänken mit speziellen Flacheisen.

Die Aufzucht der Muscheln erfolgt nach der Besiedlung der Substrate entweder bodennah (engl. on-bottom) oder bodenfern (engl. off-bottom). Beiden Aufzuchtmethoden ist gemein, dass keine zusätzliche Fütterung der Muscheln durchgeführt wird bzw. dass diese schlichtweg nicht nötig ist, da sich die Tiere selbständig mit Phytoplankton bzw. verwertbarem Futter versorgen.

On-bottom-Kultur:

Als eine extensive Methode ist die On-bottom-Kultur eine sehr einfache Art, Miesmuscheln zu produzieren. Saatmuscheln werden in Netzbehälter auf einem tischähnlichen Gestell in der Gezeitenzone platziert. Diese muschelgefüllten Netzbehälter werden regelmäßig gewendet und von Aufwuchs befreit, damit weiterhin ungehindert Wasser und Nährstoffe von den Muscheln aufgenommen werden können. Durch das stetige Wachstum der Muscheln ist es nötig, die Menge an Individuen in den Netzbehältern regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reduzieren, damit die Tiere sich in dem begrenzten Raum des Netzbehälters nicht gegenseitig in ihrem Wachstum hemmen. Die Vorteile dieser On-bottom-Aufzucht liegen darin, dass die Muscheln in einer gut kontrollierbaren Umgebung aufwachsen, vor Fressfeinden (z. B. Seesternen oder aber auch Vögeln) geschützt sind und die Siedlungsdichte dem örtlichen Nahrungsangebot angepasst werden kann. Jedoch wird die On-bottom-Kultur bei der Mittelmeer-Miesmuschel eher selten praktiziert.

Off-bottom-Kultur:

Grundlage jeder Form von Off-bottom-Kultur ist das Kultivieren der Muscheln auf bzw. an Seilen. Diese hängen entweder senkrecht im Wasser oder sind zwischen verschiedenen Auftriebskörpern, wie Bojen oder Flößen (100 – 500 m2), waagerecht verspannt. Werden besiedelte Seile verwendet, können diese ohne weitere Vorbereitung für die weitere Aufzucht genutzt werden. Saatmuscheln, die durch die Ernte einer Muschelbank gewonnen werden, müssen dagegen zunächst mit einem Baumwoll- oder sich selbst auflösendem Kunststoffgewebe an einem Seil (6 – 10 m) fixiert werden (ca. 1,5 – 2 kg Saatmuscheln pro laufenden Seilmeter). Innerhalb weniger Tage heften sich die juvenilen Muscheln mit Hilfe ihrer Byssusfäden am Seil an, während sich das zur Fixierung genutzte Gewebe zersetzt. Je nach örtlichen Gegebenheiten (Temperatur, Strömung, Nahrungsvorkommen) wachsen die Muscheln innerhalb von 5 – 7 Monaten so weit heran (4 – 5 cm), dass es nötig ist, sie vom Seil zu lösen, zu reinigen, die Muscheln der Größe nach zu sortieren und erneut an Trägerseilen zu befestigen. Nur so lassen sich ein gleichmäßiges Wachstum und eine optimale Ausbeute erzielen. Unter optimalen Bedingungen können die Muscheln schon nach 8 – 9 Monaten (unter weniger guten Bedingungen z. T. nach bis zu 15 Monaten) eine marktfähige Größe von 8 – 10 cm erreichen und geerntet werden. Pro laufenden Meter Seil kann die Ausbeute bis 10 kg Muscheln pro Jahr betragen. Häufig werden mindestens drei verschiedene Alterskohorten (juvenil, semiadult, adult) an einem Floß kultiviert, so dass dauerhaft erntefähige Muscheln zur Verfügung stehen.

In der marinen Aquakultur gibt es neuerdings Bestrebungen, Muscheln in Polykulturen mit Fischen zu halten. Das von den Fischen nicht gefressene Futter wird durch die Muscheln filtriert. So wird die potentielle Belastung für die Umwelt minimiert und zusätzlich wird die Wertschöpfung erhöht. Durch die Filtrationsleistung der Muscheln (bis zu 5 l Wasser pro Stunde und Tier) werden dauerhaft große Mengen Phytoplankton aus dem Wasserkörper entfernt, wodurch die Sichttiefe ansteigt. So wird zusätzlich neben Fischen auch die Kultur von Makroalgen wie z. B. Meeressalat (Ulva lactuca) oder Zuckertang (Saccharina latissima) begünstigt. Aus dieser Erkenntnis heraus beschäftigen sich aktuelle Forschungsvorhaben mit der kombinierten Aquakultur von Muscheln und Makroalgen, also von Organismen, die Nährstoffe aus dem Wasser aufnehmen und in verwertbare Biomasse umwandeln (extraktive oder auch multitrophe Aquakultur).

Produktangebot

Die Mittelmeer-Miesmuschel ist als Frischware ebenso zu bekommen wie als Konserve oder Frostware.

Frischware

Im europäischen Raum sind Miesmuscheln (egal welcher Art) nur zu bestimmten Jahreszeiten als Frisch- bzw. Rohware erhältlich. Diese jahreszeitliche Dynamik hängt u. a. mit dem Auftreten bestimmter Mikroalgen während der wärmeren Monate zusammen, welche toxische Stoffe enthalten können.

Die alte Regel aber, dass Muscheln nur in Monaten mit einem „r“ verzehrt werden sollten, gilt heutzutage nicht mehr, da seit der gesetzlichen Einführung geschlossener Kühlketten (Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung – Tier-LMHV vom 08.08.2007) kein Verderb der Muscheln während des Transports mehr zu erwarten ist. Überdies werden Miesmuscheln häufig auch schon portionsweise (1 – 1,5 kg) lebend unter Schutzgas (Sauerstoff und Kohlendioxid) verpackt. Das Gas versetzt die Muscheln in einen Ruhe- bzw. Betäubungszustand und verlängert so die möglichen Transport- und Lagerzeiten lebender Tiere. Zur Beurteilung des Frischezustandes ist es nötig, die Tiere nach dem Öffnen der Verpackung für einige Zeit (1 – 2 Stunden) in kaltem Frischwasser zu lagern. Dies hat überdies den Vorteil, dass evtl. noch in den Muscheln verbliebene Verunreinigungen (Sand) ausgespült werden. Nach dem Wässern lässt sich der Frischezustand der Tiere genau bestimmen. Dieser korreliert direkt mit der Kontraktionsfähigkeit des Schließmuskels auf mechanische Reize (z. B. Klopfen). Bei einer leicht geöffneten, intakten, frischen Muschel zieht sich der Schließmuskel nach leichtem Schlagen auf die Schale zusammen. Die Muschel ist demnach lebend und zum Verzehr geeignet.

Tiefkühlware

Gefrostete Mittelmeer-Miesmuscheln sind entweder komplett ausgelöst (IQF-Ware) oder noch in einer der zwei Schalen liegend (Halbschale) erhältlich.

Konserven

Muscheln und Muschelgerichte sind als Halbkonserven (begrenzte Haltbarkeit, kühl zu lagern) oder als Vollkonserven (lange Haltbarkeit durch Sterilisierung, ohne Kühlung lagerfähig) erhältlich. Häufig werden für die Produktion der Konserven kleinere Muscheln verwendet, die als Frisch- oder Tiefkühlware weniger gefragt sind.

Nachgehakt

Beeinflussen eingeschleppte Mittelmeer-Miesmuscheln die natürliche Artenzusammensetzung der Küstengebiete?

Tatsächlich zählt die Mittelmeer-Miesmuschel (Mytilus galloprovincialis) zu den 100 invasivsten Tierarten weltweit (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN). Mittlerweile hat sie sich, entweder im Ballastwasser großer Schiffe mitgeführt oder als Aufwuchs an Schiffsrümpfen, an den Küsten Südafrikas ebenso etablieren können wie in australischen und neuseeländischen Gewässern.

Besonders intensiv wurde der Einfluss dieser Neozoen auf die heimische Muschelfauna Südafrikas untersucht. Im Jahr 1979 wurden in der Saldanha Bay die ersten Exemplare identifiziert. Seitdem hat sich die Muschel über 2000 km Küstenlinie bis weit nach Namibia ausgebreitet.

Durch das überdurchschnittlich schnelle Wachstum, die ausgesprochene Robustheit und die Reproduktionsstärke hat die Mittelmeer-Miesmuschel seit 1979 u. a. zu einem Rückgang der Bestände der Magellanmuschel (Aulacomya atra – Rückgang um 80 %), der Südafrikanischen Miesmuschel (Choromytilus meridionalis), einer Napfschnecke (Scutellastra argenvillei) und verschiedener Polychaeten (Borstenwürmer), wie Gunnarea capensis, geführt. Lokal hat die hohe Individuendichte der Mittelmeer-Miesmuschel zu einer kompletten Verschiebung der ursprünglich vorhandenen Lebensgemeinschaft geführt (von Sandbänken hin zu einer Gemeinschaft, die eher für die Felsenküste Südafrikas typisch ist).

Auf der anderen Seite hat das hohe Muschelaufkommen zu einer Stabilisierung der Bestandssituation der bedrohten Schwarzen Austernfischer (Haematopus moquini) geführt.

 

Warum sind Muscheln nicht zu jeder Zeit des Jahres genießbar?

Durch die Einführung moderner Kühlsysteme sind Muscheln generell keine Saisonware mehr. Problematisch kann jedoch die Kontamination der Muscheln mit Toxinen von Mikroalgen sein, welche u. a. ihre natürliche Nahrung darstellen. Diese Toxine werden von den Algen als Fressschutz gebildet. Normalerweise liegen die Toxine in so geringen Konzentrationen in den Algen vor, dass sie für den Menschen ungefährlich sind. Allerdings können sich diese Toxine durch die filtrierende Ernährungsweise der Miesmuscheln in diesen anreichern und so zur Ungenießbarkeit führen. Dieser Problematik hat der Gesetzgeber Rechnung getragen und entsprechende Grenzwerte festgelegt, die sicherstellen, dass alle in den Handel gelangten Muscheln und Muschelprodukte nahezu frei von gesundheitsgefährdenden Substanzen sind (Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung):

1. Lähmungen hervorrufende Algentoxine (Paralytic Shellfish Poison – PSP):

800 Mikrogramm je Kilogramm

2. Amnesie hervorrufende Algentoxine (Amnesic Shellfish Poison – ASP):

20 Milligramm Domoinsäuren je Kilogramm

3. Okadasäure, Dinophysistoxine und Pectenotoxine insgesamt:

160 Mikrogramm Okadasäure-Äquivalent je Kilogramm

4. Yessotoxine:1 Milligramm Yessotoxin-Äquivalent je Kilogramm

5. Azaspiracide: 160 Mikrogramm Azaspiracid-Äquivalent je Kilogramm

Blaualgen-Blüte

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[Stand 04/2020]

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