Mangroven

Mangrovenwälder gehören zu den produktivsten Ökosystemen überhaupt. Foto: Pixabay

Auf einen Blick: Mangroven

Mangrovenbäume kommen weltweit im Gezeitenbereich der Küsten, Mündungs- und Deltagebiete sowie Lagunen subtropischer und tropischer Regionen vor. Es handelt sich bei Mangroven um verschiedene Pflanzenfamilien und -arten. Sie haben gemein, dass sie salztolerant sind und im häufig sauerstoffarmen und instabilen Sediment wurzeln können. Mangroven sind Schlüsselarten im eigenen Ökosystem. Die mitunter ausgedehnten Wälder bieten Lebensraum für zahlreiche Arten (unter und über Wasser) und bilden ein natürliches Bindeglied zwischen Land und Meer bzw. eine Barriere zum Schutz gegen Küstenerosion oder Wetterereignisse. Mangrovenwälder gehören zu den produktivsten Ökosystemen überhaupt und speichern große Mengen Kohlenstoff. Sie gelten aus verschiedenen Gründen als stark gefährdet, etwa durch Holzgewinnung, Flächengewinnung für den Siedlungsbau, Landwirtschaft und Aquakultur, Verschmutzung, Klimawandel und Anstieg der Meeresspiegel. Die Landwirtschaft und die Aquakultur, besonders die Erzeugung tropischer Garnelen in küstennahen Teichsystemen seit den 1970er Jahren, gelten als Hauptursachen für den Rückgang von Mangrovenwäldern in einigen Regionen.

Was sind Mangroven?

Bei Mangroven handelt es sich nicht um eine einzelne, sondern um über 50 Arten aus ca. 16 verschiedenen Familien, die meisten davon in Südostasien. Die Zusammengehörigkeit dieser Pflanzengruppe wird also eher über ihre physikalischen und ökologischen Eigenschaften als über die Verwandtschaft definiert. Nur die Familie der Rhizophoraceaen kommt ausschließlich in Mangrovenwäldern vor. Im Vergleich zu anderen Bäumen sind Mangroven salztolerant und an starke Strömungsverhältnisse angepasst. Dies ermöglicht das Überleben und Wachstum in den extremen Gezeitenbereichen und Flussmündungen der Tropen. Dort bilden sie Wälder aus. Die Artenzusammensetzung der Mangrovenwälder an verschiedenen Standorten wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, wie Gezeiten, Tidenhub, örtliche klimatische Bedingungen oder geologische Beschaffenheit. Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2016 kamen ca. 41 % (~55.000 km2) der Mangrovenwälder deltaisch (in Deltagebieten) vor, ca. 28 % (~37.500 km2) ästuarin (in Mündungsgebieten), ca. 21 % (~28.500 km2) an der offenen Küste und weitere 11 % (~15.000 km2) in Lagunen.

Vebreitungsgebiet Mangroven

Abbildung: Weltweite Verbreitung von Mangroven. Grafik: ChandraGiri via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Als Anpassung an das sauerstoffarme und häufig instabile Sediment haben Mangroven zur Belüftung spezielle Wurzelsysteme entwickelt, die gleichzeitig als notwendige Verankerung gegen die Strömung dienen bzw. diese im Verbund abschwächen. Teile der Wurzeln stehen über dem Boden und fungieren als Belüftungssysteme für die Wurzeln im Sediment zur Versorgung mit Sauerstoff. Die Wurzeln können je nach Art verschieden ausgeprägt sein (Brett- oder Stelzwurzeln, Atemwurzeln – sog. Pneumatophore – in unterschiedlicher Ausformung).

Neben der Versorgung mit Sauerstoff stellt der Salzgehalt eine große Herausforderung bei der Aufnahme von (Meer-)Wasser durch die Mangroven dar. Die Schutzmechanismen sind je nach Art unterschiedlich, z. B. Ausschluss von Salz durch differenzierte Absorption, Exkretion (Ausscheidung) von aufgenommenem Salz an Wurzeln oder Blättern oder Speicherung in speziellen Geweben der Pflanzen.

Die Fortpflanzung der Mangroven verläuft meist über weit entwickelte, teilweise (Fam. Rhizophoraceae) sogar bereits keimende Früchte von den Mutterbäumen (sog. Viviparie). Die schwimmenden Früchte oder Setzlinge werden unkontrolliert mit der Strömung verbreitet und wachsen anderenorts an bzw. weiter.

Mangrovenwurzeln

Abbildung: Mangroven besitzen spezielle Wurzelsysteme. Foto: Pixabay

Welche Rolle spielen Mangroven für Mensch und Umwelt?

In ihrem Verbreitungsgebiet bilden Mangroven(-wälder) die gleichnamigen, komplexen Ökosysteme in Küstenregionen, an Flussmündungen (Ästuaren), in Deltagebieten und Lagunen mit zahlreichen Funktionen und Leistungen für Menschen und Umwelt. Am Grenzbereich von Wasser und Land bieten sie zahlreichen Arten Lebensräume (Habitate), wie Krebs- und Weichtieren, Fischen, Insekten und Vögeln, aber auch Säugetieren, Reptilien und Amphibien. Gleichzeitig sind die hochproduktiven Mangrovenwälder wichtige Kohlenstoffspeicher. Die Wurzeln der Mangroven halten das Sediment und organisches Material an Ort und Stelle, bieten zahlreiche Nischen und Versteckmöglichkeiten für Tiere und schützen die Küste vor Erosion und extremen Wetterereignissen wie Stürmen oder Tsunamis. Wie Mangroven neben Beiträgen zur Biodiversität oder zum Küstenschutz wichtige Ökosystemdienstleistungen für den Menschen liefern, zeigen u. a. verschiedene Fallstudien aus der Fischerei. Mangroven haben einen signifikanten Einfluss auf die Produktivität der umliegenden Fischereien und den wirtschaftlichen Ertrag. Dieser positive Effekt endet hierbei nicht am Rand der Mangrovenwälder, sondern geht weit darüber hinaus und beeinflusst auch pelagische Fischereien (Fischereien im Freiwasser) auf der Hochsee. Die Mangrovenwälder stellen hierbei wichtige Lebensräume für die (ab-)wandernden Fischarten dar.

Sind Mangrovenwälder gefährdet?

Mangrovenwälder gehören zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen der Welt. Menschen nutzen die Mangroven schon lange als Brenn- oder Bauholzquellen, Jagdgründe usw. Mit zunehmender Industrialisierung sind große Flächen systematisch gerodet worden bzw. werden gerodet. In den 1970er Jahren wurde man auf den zunehmenden Verlust dieser Ökosysteme aufmerksam und technische Neuerungen, z. B. Satellitenbilder und Remote Sensing (Fernerkundung), ermöglichten eine Einschätzung der regionalen und globalen Zustände der Mangrovenwälder. Vor allem in den folgenden drei Jahrzehnten schritt der Verlust von Mangrovenwäldern in sehr hohen Raten voran (ca. 1–3 % – dies entspricht etwa 150.000 Hektar pro Jahr – bis sogar 8 % pro Jahr). Laut Berechnungen sind alleine in den 1980er und 1990er Jahren ca. 35 % der weltweiten Mangrovenvorkommen gerodet worden. Insgesamt gehen Studien von ca. 35 bis 50 % Rückgang aus.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Rate des Rückgangs von Mangroven im weltweiten Schnitt verlangsamt und sank auf deutlich unter 1 % im Zeitraum von 2000 bis 2014, jedoch mit großen regionalen Unterschieden.

Insgesamt gilt es eine gewisse Unsicherheit oder auch Inkonsistenz in den Daten bzw. Unterschiede bei den Berechnungen und Methoden der Datenerhebung zu berücksichtigen. Fest steht, die von Mangroven bewachsene Fläche sinkt auch im neuen Jahrtausend weltweit weiter, trotz diverser Bemühungen um Schutz und Wiederaufforstung – wenn auch deutlich langsamer als zuvor. Während im Jahr 2000 noch ca. 173.000 Quadratkilometer von Mangrovenwäldern bedeckt waren, waren es 2014 noch ca. 164.000. Die Fragmentierung (Zergliederung) der Wälder beschleunigt dabei den Rückgang der Mangroven in einer Region.

Die Folgen der Rodung und Umwandlung von Mangrovenwäldern können gravierend sein. Das Ökosystem geht als Lebensraum verloren, der Artenreichtum geht zurück und die natürlichen Barrieren als Schutz der Küste vor dem Meer schwinden. Zusätzlich zu lokalen Effekten werden die großen Mengen gespeicherten Kohlenstoffs wieder freigesetzt und tragen zu klimatischen Veränderungen bei. Der fortschreitende Klimawandel kann zwar regional zur Ausbreitung von Mangroven führen, denn durch die ansteigenden Meeresspiegel und Temperaturänderungen können die Pflanzen neue Lebensräume erobern, er setzt den Ökosystemen allerdings vielerorts zu. Veränderte Umweltbedingungen, Verschmutzung und Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung erschweren eine Aussage über die Zukunft dieser Ökosysteme.

Fische Mangroven

Abbildung: Die verzweigten Wurzelsysteme bieten vielen Lebewesen Schutz. Foto: Pixabay

Welche Rolle spielte bzw. spielt die Aquakultur beim Rückgang der Mangrovenwälder?

Grundsätzlich sind für den globalen Rückgang von Mangrovenwäldern verschiedene Ursachen oder eine Kombination dieser verantwortlich. Hierzu zählen u. a. die Nutzung als Brenn- oder Bauholz, die Flächengewinnung für Landwirtschaft, Aquakultur, Infrastruktur oder Besiedelung sowie der Klimawandel und Verschmutzung. Unter diesen Faktoren stellt bzw. stellte die Umwandlung von Mangrovenwäldern in Flächen für die Aquakultur eine wesentliche Ursache für die Rodung dar (siehe auch Artikel Umweltauswirkungen). In einigen Regionen bzw. Ländern Lateinamerikas und Asiens gilt die Aquakultur sogar als der Hauptgrund für den Rückgang der Wälder. Fallstudien zeigen dies für verschiedene Regionen oder Länder:

In Indonesien wird die Umwandlung von Mangrovenwäldern in Flächen für die Aquakultur zwischen 1970 und 2003 für ca. 80 % der insgesamt knapp 1 Million Hektar Verlust seit 1800 verantwortlich gemacht. Eine Studie in acht Ländern Südamerikas und Südostasiens gibt an, dass 52 % des Mangrovenwalds seit 1970 gerodet wurden und 28 % der Fläche für die Aquakultur genutzt werden bzw. wurden. Von den ca. 279.000 Hektar gerodeter Mangrovenwald zwischen 1951 und 1988 auf den Philippinen wurde ungefähr die Hälfte in Teichwirtschaften umgewandelt. Auch nach der Jahrtausendwende (2000 bis 2012) gilt die Aquakultur als der dominante Treiber hinter den Rodungen in Südostasien (ca. 30 %).

Vor allem die Garnelen-Aquakultur von z. B. Weißfuß-Garnele oder Schwarzer Tigergarnele in küstennahen Teichen steht häufig aufgrund der Rodung von Mangrovenwäldern in der Kritik. Diese Produktionssysteme erleben v. a. seit den 1980er Jahren einen Aufschwung und sind meist auf den steten Austausch mit Meerwasser angewiesen. Nicht nur die Rodung zur Gewinnung geeigneter Flächen für Teichflächen und die benötigte Infrastruktur führen im Zusammenhang mit der Aquakultur zum Rückgang der Mangroven, sondern auch die Einleitung ungeklärter Abwässer aus intensiv und semi-intensiv bewirtschafteten Anlagen. Eine Beeinträchtigung der Mangroven ist dabei nicht nur auf die eingebrachte Nährstofffracht, sondern auch auf eine verstärkte Sedimentation von Schwebeteilchen zurückzuführen, welche das Wachstum verringern und die Mangroven absterben lassen können.

Wie die sinkenden Raten des Mangrovenrückgangs zeigen, hat in den vergangenen Jahren mitunter ein Umdenken stattgefunden. Der Schutz der Mangroven wird durch neue Umweltschutzrichtlinien in den jeweiligen Produktionsländern verstärkt überwacht und Aufforstungsprojekte sorgen lokal für eine Wiederbesiedelung. Die Standards einiger Zertifizierer für Produkte aus Aquakultur schreiben den Schutz von Mangroven bis hin zur Wiederaufforstung vor (siehe Artikel Siegel & Zertifikate). Auch liefern Forschungsprojekte immer neue Einsichten in die Rolle der Mangroven und präsentieren Lösungen für eine nachhaltige Aquakultur.

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