Die erste Kultivierung von Rot-, bzw. Nori-Algen begann schon in den 1650er Jahren in der Bucht von Tokio. Von dort aus begann die Ausweitung der Algenzucht auf den gesamten asiatischen Raum. Der Durchbruch in der Aquakultur dieser Makroalgen gelang aber erst 1949 durch die britische Wissenschaftlerin Dr. Kathleen Drew-Baker, die den bis dato unbekannten Generationenverlaufs der Algen entschlüsselte. Ihre Erkenntnisse legten so den Grundstein für die seit den 1960er Jahren verstärkte Kultur von Rotalgen in Japan, Korea und China, die nach wie vor auch die Hauptproduzenten sind.
Heutzutage werden von den über 130 Rotalgenarten nur wenige in größerem Umfang kommerziell genutzt:
Von den im Jahr 2022 2.692.201 t (FAO 2024) geernteten Rotalgen mit der Klassifizierung "Nori" oder "Porphyra" wird ein großer Teil aus Kulturen von Porphyra tenera abgedeckt. Dahinter folgen vermutlich P. haitanensis und P. yezoensis. Der Großteil an Nori (2.176.580 t) wird in China erzeugt, aber nicht näher bis zur Art angegeben (Porphyra spp.).
Die Produktion selbst umfasst dabei folgende vier Teilschritte:
1. Kultur von Conchocelis
2. Besiedlung/Aussähen von Kultursubstrat mit Conchosporen
3. Aufzucht der jungen Algensetzlinge
4. Ernte
1. Kultur von Conchocelis
Für die Kultur des Conchocelis werden reife (z. T. vorher für 4 - 5 h getrocknete) „Blätter“ (Rhodophyta als Thallophyten lassen sich nicht wie gewöhnliche Pflanzen in Sprossachse, Wurzel und Blatt unterteilen, daher wäre der korrekte Ausdruck nicht Blatt, sondern Porphyra-Thallus) in flache (0,25 bis 0,5 m tief), mit Meerwasser gefüllte, Becken verbracht, deren Grund mit echten oder künstlichen Muschelschalen (Vinylfolien welche mit Calcit-Granulat überzogen wurden) bedeckt ist. Die Blätter geben während der folgenden Stunden Karposporen ins Wasser ab. Diese Sporen siedeln sich dann auf dem Substrat an und wachsen während der nächsten Monate (zumeist im Sommer) bei 16-stündiger Belichtung und Wassertemperaturen zwischen 23 °C und 27 °C, zu einem fädigen Gebilde aus (Conchocelis-Phase).
2. Besiedlung/Aussähen von Kultursubstrat mit Conchosporen
Nach einigen Monaten sind die fädigen Gebilde der Conchocelis-Phase soweit gereift, dass sie Conchosporen aus den sogenannten Conchosporangien abgeben können. Zur Induktion der Abgabe der Sporen werden verschiedene Verfahren angewandt. Dafür wird in das Wasser der Tanks entweder Druckluft eingeblasen, um eine starke Wasserbewegung zu erzeugen oder das Wasser wird auf 18 – 20 °C gekühlt, bzw. durch frisches ersetzt und so ein Temperaturschock induziert. Teilweise wird auch Vitamin B12 dem Haltungswasser beigemengt, welches die Freisetzung der Conchosporen provoziert bzw. unterstützt.
Die Conchosporen können nun das ihnen angebotene Substrat (Netze variabler Schnurdicke zwischen 3 – 5 mm) besiedeln. Besonders in China werden die Netze für die Besiedlung auf sich langsam drehende Trommeln gespannt, die nur im unteren Viertel mit dem sporenreichen Wasser in Berührung stehen.
3. Aufzucht der jungen Algensetzlinge
Die besiedelten Netze werden gebündelt (jeweils 12 bis 16 Netze) und anschließend ins Meer in sogenannte „Kinderstuben“ überführt. Während der An- und Aufwuchsphase werden die Netze täglich für einige Stunden aus dem Wasser gehoben. In dieser Zeit trocknen sie und werden dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt. Diese Prozedur ist notwendig, um das Anwachsen ungewollter „fouling“ Organismen, wie Blaualgen oder anderer Makroalgen (z. B. Ulva lactuca) zu unterbinden. Haben die Thalli eine Größe von 2 bis 3 mm erreicht können sie entweder direkt an die jeweiligen Farmstandorte verbracht werden, oder aber im getrockneten Zustand, bei einer Restfeuchte von 20 bis 40%, bei -20 °C für mehrere Monate zwischengelagert werden.
Haben die Thalli am Farmstandort Größen zwischen 5 bis 30 mm erreicht, werden die Netzbündel aufgetrennt und nach verschiedenen Kultivierungsmethoden aufgezogen:
- Im flachen Gezeitenbereich an im Boden verankerten Stangen (Stangen-System). Während der Flut sind die Algen im Wasser, während der Ebbe fallen sie komplett trocken.
- Im tieferen Gezeitenbereich werden die Netzte so verankert, dass sie während der Flut an der Oberfläche schwimmen, bei Ebbe aber absinken und für einige Zeit trockenfallen („Semi-floating“ System).
- Im tieferen Wasser werden die Netze an Bojen befestigt und treiben während der kompletten Aufwuchsphase im Wasser (ohne trocken zu fallen; „Floating“ System).
Generell wird das Stangen-System bevorzugt, da die Algen durch die lange Trocknungsphase optimal gegen ungewollten Bewuchs geschützt sind.
4. Ernte
Je nach Standort beginnt die erste Ernte nach 40 – 50 Tagen Aufzuchtphase. Diese wird entweder per Hand oder maschinell durchgeführt. Nach dem ersten Erntezyklus können die Netze alle 10 – 15 Tage, für eine Dauer von bis zu 5 Monaten, bewirtschaftet werden.
Verarbeitung:
Nach der Ernte werden die Thalli sortiert, in Meerwasser gewaschen und anschließend in 2 – 3 mm große Stücke geschnitten und mit Süßwasser gespült. Das Gemisch aus Süßwasser und Algenschnitt wird anschließend auf Bambusmatten einer festgelegten Größe von 19 x 21 cm aufgebracht und bei 35 – 45 °C (höhere Temperaturen mindern die Qualität) für mehrere Stunden so lange getrocknet, bis das von der Bambusmatte befreite Nori-Blatt exakt 3 g wiegt und somit die traditionellen japanischen Standards erfüllt.